Tsum Valley

Wandern in das Tal des Glücks

Der erste Tag beginnt sanft, sowohl landschaftlich als auch streckenmässig, wir gehen auf 700m Höhe los, es wachsen noch Papayas und Bananen und vor allem ist es relativ warm. Die Landschaft ist unglaublich grün, fruchtbar und es gibt jede Mende Wasser.

Von Tag zu Tag wird es einsamer und schon nach dem zweiten Tag durchqueren wir nur noch Dörfer, die keine Straßenanbindung haben und in die alles per Muli hochtransportiert werden muss. Diesen Mulikarawanen begegnet man natürlich auch überall, die tapferen Tiere schleppen große Lasten über Stock und Stein und wenn man über eine der unzähligen Hängebrücken muss, tut man gut daran, nicht zusammen mit den Mulis rüberzugehen, denn dann schwankt die Brücke doch ganz ordentlich und es wird einem ganz anders. Man läuft ja nicht auf extra angelegten Wanderwegen, sondern auf den normalen Pfaden die von allen genutzt werden.

Wir haben uns das Tsum Valley ausgesucht, da es noch recht ursprünglich sein soll und tatsächlich sind wir in den Tagen dort nur mit wenigen anderen Leuten unterwegs. Da fast alle diesselbe Route haben, sieht man sich meistens abends in den Unterkünften wieder und kann sich dann noch ein bisschen austauschen.

Das Tsum Valley ist buddhistisch geprägt, hier leben hauptsächlich Tibeter (die Grenze zu Tibet befindet sich am Ende des Tals auf fast 5000m, ist aber momentan geschlossen) und es gibt unglaublich viele - zum Teil spektakulär gelegene - Klöster, von denen die meisten auch noch bewohnt sind und die man teilweise besichtigen bzw. auch übernachten kann. Das war unser persönlicher Höhepunkt dieses Tals; eine Übernachtung in einer kargen Mönchszelle im Kloster Mu Gumba (Gumba heisst Kloster) auf 3700m. Wir sind dort bei Schneefall angekommen und wurden am Morgen von strahlendem Sonnenschein und einer tollen Sicht auf die umliegenden Berge geweckt. Dieses Kloster wird noch von vier Mönchen bewohnt und wir saßen abends in der Klosterküche vor dem Holzofen und wurden mit Dhal Bat bekocht. Alles in allem ein echt tolles Erlebnis, dass wir nie vergessen werden!

Die Klöster hier oben sind teilweise unglaublich gut ausgestattet und von innen wie von außen wunderschön anzuschauen und auf der ganzen Strecke bis zum Ende des Tales begleiten einen unzählige Gebetsfahnen, Gebetsmühlen und Manis (heilige Steinhügel, an denen man immer links vorbeiläuft). Wunderschön!

Der Tsum Valley Trek ist ein sogenannter Tea-House-Trek, d.h. man braucht kein Zelt mitschleppen, sondern es befinden sich überall in den kleinen Dörfern einfache Gästehäuser in denen man schlafen kann und auch verpflegt wird. Die Ausstattung ist dafür, dass wir uns in einem wahnsinnig abgelegenen Teil Nepals befinden, noch relativ gut, aber Luxus kann man natürlich auch keinen erwarten. Es gibt Betten mit mehr oder weniger sauberer Bettwäsche (aber dafür hat man ja zum Glück noch den Schlafsack dabei), ein Stehklo pro Etage und wenn man Glück hat, eine kalte Dusche (sehr selten eine warme) oder einfach nur einen Wasserhahn im Hof. WLAN gibt es aber witzigerweise fast überall, das gab es nur an drei Stationen von sechzehn nicht - man muss halt Prioritäten setzen.

Essensmäßig gibt es kurioserweise überall eine einheitliche Karte, die mal vom Tourismusministerium aufgesetzt wurde und die neben den örtlichen Gerichten wie Dhal Bat, Momos und Thenthuk Gerichte wie Pancakes, Pizza, Omelett und Spaghetti enthält, damit der gemeine Tourist auch mal was anderes essen kann. Ob es denn auch nach dem schmeckt, was man bestellt, sei mal dahin gestellt...aber ehrlich gesagt, probiert es man es zumindest mal aus nach mehreren Tagen Dhal Bat. Wir haben zumindest meistens Mittags Dhal Bat gegessen, das geht schnell, ist immer reichlich und schmeckt auch wirklich gut.

Übrigens gibt es im Tsum Valley gar kein Fleisch, es ist hier verboten, Tiere zu töten und dementsprechend gibt es auch nur vegetarisches Essen. Wie sich das mit dem Töten eines nervigen Moskitos verhält, konnten wir leider nicht rauskriegen, kamen aber zum Glück auch nicht in die Verlegenheit. Man hat auf jeden Fall das Gefühl, dass die Tiere hier sich dessen auch bewusst sind, sie wirken alle sehr gelöst und so als ob ihnen keiner was könnte. Mir ist sogar mal in aller Seelenruhe eine Maus über die Füße gelaufen, bevor sie in einem Steinhaufen verschwunden ist.

Das Leben hier in dem Tal ist auf jeden Fall nicht ganz einfach, aber die Menschen hier sind unglaublich freundlich und auch noch nicht touristenmüde wie in anderen Teilen, ganz im Gegenteil, man wird immer nett gegrüßt und auch die Kinder haben keine Berührungsängste, aber ohne die Absicht irgendwas zu wollen. Es wird überall - auch bis in die Höhenlagen - viel angebaut und es scheint, als ob sich die Menschen sehr gut selbst versorgen können und sehr zufrieden mit sich und ihrer Welt sind.

Wenn man ins Tal reinläuft, muss man auch wieder rauslaufen (zumindest in unserem Fall) und wir laufen nach sechs Tagen bergauf in zwei Tagen wieder runter bis zu einer imposanten Hängebrücke, am dem der Weg zum zweiten Teil unserer Wanderung- der Manasluumrundung - abgeht.